Wandmalerei und Streetart: Zwischen Kunst und "Schmiererei"
So vielfältig sich Streetart darstellt, so unterschiedlich sind auch die Meinungen dazu. Im Reuterkiez gibt es wahrscheinlich kaum ein Haus ohne spontane Bemalung.
Umgang mit Graffiti und Streetart
Die EigentümerInnen im Reuterquartier verfolgen unterschiedliche Strategien im Umgang mit Streetart:
- Laisser faire: Duldung der Graffitis
- No Tolerance: umgehende Entfernung der Graffitis
- Gestaltung der Wände durch KünstlerInnen
Während die "Laisser-faire-Strategie" für viele Eigentümer und Bewohner sehr unbefriedigend ist, da die spontane Gestaltung der Hauswand oft nicht ihrem Geschmack entspricht, ist die "No-Tolerance-Strategie" - der Hauswart kontrolliert täglich die Außenfassade und überstreicht Graffitis umgehend - sehr aufwendig.
Einige EigentümerInnen haben gute Erfahrungen mit Wandbildern gemacht. Sie engagierten KünstlerInnen für die Gestaltung ihrer Hauswände. Die Fassade wird seit dem von Tags verschont, denn viele Akteure dieser Szene haben einen starken Ehrenkodex: So werden gute Arbeiten in der Regel nicht übermalt. Und nicht zuletzt holt die Gestaltung von Hauswänden Farbe in die Stadt. Die Kosten für Material und Gestaltung der Hauswand kann unter 1000€ liegen.
Die Gestaltung kann Synergie-Effekte lostreten: Die KünstlerInnen erhalten weitere Aufträge, das Haus bekommt eine positive Ausstrahlung. Ein Eigentümer berichtet, dass sein Haus sogar in einem japanischen Journal erschien.
CrossCulture sichtbar machen - so heißt das 2. Praxisprojekt des "Lokalen Kooperationsnetzes der Eigentümer im Reuterquartier". Gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen, jungen und alten Erwachsenen möchten die Eigentümer 84 qm Beton in eine tropische Dschungelwelt verwandeln.
Was steckt dahinter? Die Brandwand am Maybachufer 5 soll ein Versuch sein, sich über eine künstlerische Annäherung mit dem Thema StreetArt bzw. Graffitti auseinanderzusetzen. Während viele Hauseigentümer oft nur Schmiererei und hohe Reinigungskosten mit Graffiti verbinden, ist es für Kinder/Jugendliche eine Form der Selbstverwirklichung oder Selbstbehauptung im öffentlichen Raum. Die Grenze zwischen Kunst und Vandalismus ist dabei fließend.
CrossCulture versucht eine Annäherung zwischen den verschiedenen Perspektiven, um Toleranz und Verständnis auf beiden Seiten zu fördern. In Workshops lernen Eigentümer und teilnehmende Kinder/Jugendliche/Anwohner gemeinsam verschiedene StreetArt-Techniken und Methoden für plastische Gestaltung kennen und können diese auch gleich praktisch anwenden.
Professionelle Unterstützung bekommen sie dabei vom Fusion e.V., welche den Jugendclub Manege begleiten, und 0815 Industries. Am 11.06.2010 fand das erste gemeinsame Treffen statt, bei dem mit Kindern und Jugendlichen erste Motive für die Wandgestaltung zusammengetragen wurden.
Das Projekt "CrossCulture sichtbar machen" wurde im August 2010 mit der offiziellen Eröffnung des neuen Spielplatzes am Maybachufer abgeschlossen. Initiator des Projektes ist das "Lokale Kooperationsnetz der Eigentümer im Reuterquartier" in Zusammenarbeit mit Coopolis, Fusion e.V., 0815 Industries und Vielfalt e.V.